Wirtschaftsförderung der Kultur- und Kreativwirtschaft in MV
Nach Auslaufen der Orientierungsberatungen für die Kreativwirtschaft durch das Bundeskompetenzzentrum im Jahr 2014 wurden vom Land MV – anders als in fast allen anderen Bundesländern – keine branchenspezifischen Beratungs- und Anlaufstellen geschaffen. Die branchenspezifische Förderung des Wirtschaftsministeriums MV beschränkt sich auf befristete Projektförderung im Ideenwettbewerb, darüber hinaus werden keine verstetigten, strukturbildenden Maßnahmen gefördert. Über den Ideenwettbewerb werden jährlich 75.000 € (brutto) Auftragsvergaben für innovative, befristete Projekte in MV finanziert, 2022/23 erhalten 3 Projekte einen Auftrag zur Durchführung. Darüber hinaus wird eine Jahresbranchenkonferenz als Auftragsvergabe im Volumen von 25.000,- € brutto finanziert.
Der Ideenwettbewerb ist ein geeignetes Instrument, um einzelne Leuchtturm-Projekte sichtbar zu machen und die Innovationskraft der Branche für branchenfremde Zielgruppen zu zeigen. Der Ideenwettbewerb ist jedoch nicht geeignet, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche in MV ingesamt zu stärken. Da andere Bundesländer wesentlich stärker in die Ansiedlung und Wettbewerbsfähigkeit der Branche investieren, verliert MV dauerhaft an Attraktivität und Potenzial, um diese Zukunftsbranche im Land anzusiedeln und zu stärken. Angesichts des Megatrends hin zu einer wissensbasierten Dienstleistungswirtschaft sollte der Wirtschaftsstandort MV stärker in Zukunftsbranchen und hochqualifizierte Arbeitskräfte investieren.
Kreative MV hat gemeinsam mit den Wirtschaftsförderergesellschaften in Westmecklenburg eine Studie zur Wirtschaftsförderung 4.0 erarbeitet. Download: hier
Die Branche: Kultur- und Kreativwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern
Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist eine Zukunftsbranche, in der in Mecklenburg-Vorpommern rund 18.000 Beschäftigte in überwiegend wissensbasierten und hochgradig zukunftsorientierten Arbeitsfeldern tätig sind. Nach dem Branchenbericht des Wirtschaftsministeriums MV 2016) erwirtschaften die Unternehmen der Kreativbranche einen Jahresumsatz von 759 Mio. Damit liegt die Branche in Mecklenburg-Vorpommern gleichauf mit dem Maschinenbau. Die Anzahl der Erwerbstätigen liegt mit rund 18.000 höher als im Maschinenbau, der Metallindustrie oder im Schiffbau. Bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten liegt der Anteil von Frauen in der Branche bei 51 % (Gesamtbeschäftigte: 9.444, davon 4.851 Frauen). Zahlreiche Studien zeigen, dass die Kreativwirtschaft Vorreiter von „Value Balancing-Strategien“ von wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer und kreativer Wertschöpfung (Creative & Social Entrepreneurship) ist.
Durch ihre Struktur als Mikrobranche, die überwiegend durch Kleinunternehmen und Freiberufler:innen geprägt ist, ist die Zusammenarbeit im Netzwerk für die Branche von elementarer Bedeutung. Durch Kooperationen im Netzwerk werden die Sichtbarkeit der einzelnen Akteure sowie die Mitwirkung in größeren, überregional ausgerichteten Projekten erst ermöglicht. Da die Märkte in MV sehr begrenzt sind, müssen Kunden und Auftraggeber überregional und international gewonnen werden, was gerade für Kleinunternehmen und Freiberufler:innen oft nur durch funktionierende Netzwerke und größere Projektteams möglich ist.